Wir haben auf dieser Seite verschiedene Informationen über das Shotokan Karate-Do und das Budo allgemein zusammengetragen. Die Seite soll euch eine Kurzübersicht über die Kampfkunst Karate geben und einige Begrifflichkeiten erklären. Natürlich werden wir im Laufe der Zeit die Informationen immer weiter ergänzen. Die Veröffentlichung einiger Texte erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Karate-Dojo Sochin e.V. Mainz-Kastel.
Wir hoffen, Ihr habt viel Spaß beim Stöbern auf unseren Seiten und findet viele interessante Dinge, die Ihr schon immer über Shotokan Karate wissen wolltet.
Im Karate-Do, dem „Weg der leeren Hand“, zählen nicht Sieg oder Niederlage, sondern vor allem die beständige Arbeit an sich selbst. Funakoshi Gichin, der Begründer des Shotokan-Karate, hat die Philosophie des Karate in seinen 20 Regeln zusammengefasst.
Als Dôjô Kun bezeichnet man die Dojo-Regeln, die Verhaltensregeln des Budo. Überliefert und verbreitet wurden sie unter anderem durch Sakugawa, ein bekannter und wichtiger Meister des okinawanischen Tōde, um das Jahr 1750.
1. Hitotsu, jinkaku kansei ni tsutomeru koto
» Eins ist: Vervollkommne deinen Charakter. «
2. Hitotsu, makoto no michi o mamoru koto
» Eins ist: Bewahre den Weg der Aufrichtigkeit. «
3. Hitotsu, doryuko no seishin o yashinau koto
» Eins ist: Entfalte den Geist der Bemühung. «
4. Hitotsu, reigi o omonzuru koto
» Eins ist: Sei höflich. «
(bezogen auf die Dôjô-Etikette)
5. Hitotsu, kekki no yû o imashimuru koto
» Eins ist: Bewahre dich vor übertriebener Leidenschaft. «
» Eins ist: Beim Karate gibt es keinen ersten Angriff! «
Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt!
Neben dem formellen System der Gürtel-Grade gibt es eine informelle Rangordnung im Dojo, das des Dienstalters, oder „Sempai“ (=einer, der früher kam) und „Kohai“ (= einer, der später kam). Sempai ist also der, der früher mit dem Training begonnen hat; meistens, aber nicht immer, entspricht das der Gürtelfarbe. Jemand auf einem mittleren Leistungsstand ist also gleichzeitig Kohai der Fortgeschrittenen und Sempai der Anfänger. Der, der schon am längsten trainiert, ist Sempai für alle anderen Schüler. Am Anfang und am Ende jeder Trainingseinheit gibt der Sempai unter den Anwesenden die Kommandos zum Knien, zur Meditation und zum Verbeugen.
In Japan unterliegt auch diese informelle Rangordnung strengen Regeln. Der dienstälteste Sempai darf den Kohai Anweisungen geben, zum Beispiel, das Dojo zu reinigen, aber er hat gleichzeitig die Verantwortung für das Wohlergehen der Kohai. Der Sempai darf nichts Unsinniges verlangen oder gar die Kohai schikanieren, sonst verliert er rasch den Respekt der anderen.
Am Anfang und am Ende jeder Trainingseinheit haben Lehrer und Schüler Gelegenheit zur Besinnung und Meditation. Bei uns im Dojo läuft das folgendermaßen ab:
Pünktlich zum Training zu erscheinen ist ein wesentlicher Teil guten Benehmens im Dojo. Wer zu spät kommt, stört nicht nur den Trainingsablauf, er bringt sich auch selbst um den Augenblick der Konzentration und der Einstimmung auf die Erfahrung, die vor ihm liegt.
An der Farbe des Gürtels kann man den Leistungsstand eines Karateka erkennen. Schüler (Kyu-) Grade haben einen farbigen Gürtel, Meister (Dan-) Grade haben einen schwarzen Gürtel. Schülergrade werden abwärts gezählt, d.h. man beginnt mit dem 9. Kyu-Grad (weißer Gürtel.) Darauf folgen 8. Kyu (gelb), 7. Kyu (orange), 6. Kyu (grün), 5. und 4. Kyu (violett), 3.-1. Kyu (braun). Dan-Grade werden aufwärts gezählt, d.h. nach Ablegen der Schwarzgurt-Prüfung ist man zunächst 1. Dan, dann 2., 3. usw. Um von einer Stufe in die andere zu gelangen, muss man vor einem Meister eine praktische Prüfung ablegen. Je weiter man kommt, desto länger verharrt man auf der erreichten Stufe, weil die Anforderungen immer höher werden.
Der Vater und Begründer des modernen Karate wurde 1869 auf Okinawa als einziger Sohn einer einfachen Samurai-Familie der damaligen Shizoku-Klasse geboren. Funakoshis Vater war ein Experte im Kampf mit dem okinawanischen Stock (Kon). In seiner Kindheit lebte er bei seinem Großvater Gifu, der ein bekannter konfuzianischer Gelehrter war. Von ihm lernte er die vier großen chinesischen Klassiker. Bereits in seiner Grundschulzeit begegnete er Meister Anko Azato, dem inneren Schüler (Uchi-deshi) der Matsumura-Linie, und begann bei ihm mit dem Unterricht im Karate-do. Für den jungen Funakoshi war dies eine harte Zeit, dennoch spricht er in seinem Buch "Karate-do, mein Weg" mit Ergriffenheit von seiner Jugend, in der er trotz vieler Entbehrungen schon früh den Wert der Freundschaft erfuhr, die ihn bis zu seinem Lebensende mit seinen Lehrern verband. Gichin übte getreu dem Motto "Hitokata sannen" (mindestens drei Jahre für eine Kata) hart und sehr lange an einer einzigen Kata immer und immer wieder, bis Meister Azato entschied, dass er zur nächsten Kata übergehen kann. Dabei tadelte Meister Azato viel und lobte nur wenig. Allein an der Tekki-Kata feilte Funakoshi zehn Jahre lang jeden Tag.
Nach dreissig Jahren Schullehrzeit begann er sich völlig der Kampfkunst zu widmen. Alsbald bemerkte man die Faszination, die Karate auf die Massen ausübte und da zu der die Aussenpolitik um Ansehen rang, verloren die okinawanischen Meister die Kontrolle über die Kampfkunst, weil jeder Meister ein Dojo eröffnete und nicht nach der tradionellen Art darauf wartete, dass ein Schüler um Unterricht beim Meister bat, sondern dass die Meister um die Schüler warben. Um das Karate der Weltöffentlichkeit vorzustellen brauchte man einen Mann, der die Botschaft des Karate in die Welt hinaussand. Nach langen Beratungen des Kultusministeriums fiel die Wahl auf Gichin Funakoshi, da er nicht nur ein Meister der Kamfkunst war, sondern ebenfalls ein Meister der Kalligraphie und der Dichtkunst und hervorragend in der japanischen Sprache und der okinawanischen Kultur bewandert war.